28.07.2023 Martina Katz

Österreich – Sommerurlaub in Südkärnten

Kärnten ist vor allem durch den Großglockner und den Wörthersee bekannt. Das Bundesland hat aber noch viel mehr zu bieten: weitere traumhafte Seen, leckere Speisen, traditionelles Handwerk und schöne Wandergebiete.


Michael Ceron ist Bio-Zitronenbauer und auf seinem Gebiet eine Koryphäe. Exakt 303 Sorten an Zitruspflanzen züchtet der Kärntner in seinem mediterranen Garten in Faak am See – als einziger in Europa. Von antiken Arten aus den Medici-Sammlungen des 16. Jahrhunderts bis zu seltenen Sorten aus dem Fernen Osten reicht seine Auswahl. Schon vor 30 Jahren begann Cerons Leidenschaft für die Früchte, brachte er die ersten Pflanzen aus dem Toskana-Urlaub mit. „Diese Zitrone nutzen die Buddhisten für ihre Zeremonien“, sagt der 59-Jährige stolz und zeigt auf ein Prachtexemplar namens Buddhas Finger, das aus zwei Dutzend grünen Armen besteht, die kreuz und quer in alle Himmelsrichtungen ragen. „In der Wachstumsphase bewegen sich die Fruchtfinger wie Tentakel, nur langsamer, dann sieht die Zitrone alle zwei Wochen anders aus“, ergänzt der grauhaarige Mann mit dem quietschgelben Hemd.

Rund 4.000 Quadratmeter misst sein Garten. Darin unzählige bepflanzte Tontöpfe, überdachte Beete, eine Bank für die Besucher, ein kleiner Shop, an einer Wand hängt ein Zertifikat. „Wir unterliegen dem Lebensmittelgesetz. Mehrmals im Jahr kommen Kontrolleure. Die nehmen vier bis fünf Zitronen mit und werten die auf Bio-Qualität aus. Für uns ein teurer Spaß, denn die können wir schließlich nicht mehr verkaufen“, erklärt Michael Ceron. Cornelia Poletto und andere Köche namhafter Küchen müssen dann auf eine andere seltene Zitrusfrucht zurückgreifen.
 

Michael Ceron züchtet in seinem Garten in Faak am See seltene Zitruspflanzen. Foto: Martina Katz

Ein See mit großer Strahlkraft

Faak am gleichnamigen See ist ein 1.000-Seelen-Dorf im österreichischen Kärnten. Ein beschaulicher Ort. Nur einmal im Jahr gerät er aus den Fugen. Im September treffen sich bis zu 100.000 Harley-Fans auf der European Bike Week rund um das Gewässer, einer der größten Biker-Veranstaltungen weltweit. Doch die restliche Zeit des Jahres entfaltet der See seine ganze Pracht in der Stille am Rande der Karawanken-Berglandschaft. Schroffe Gipfel, dunkelgrüne Wälder, saftige Wiesen und die kleinen Orte Faak, Drobollach und Neuegg breiten sich hier aus. Der größte Ort der Region, Villach, lockt die Urlauber mit einem Hauptplatz aus dem zwölften Jahrhundert, der gleichaltrigen Jakobskirche und dem Drauradweg, der rund zwölf Kilometer am Fluss entlang durch die Stadt führt.

 

Rund um den Hauptplatz und die Jakobskirche lässt es sich in Villach gemütlich bummeln. Foto: Martina Katz

Am schönsten aber ist der Faaker See. Sein Wasser leuchtet so türkis, als hätte jemand eimerweise Farbe hineingekippt. Dabei sind es winzige Kalkpartikel aus dem Zufluss Worounitza, die sehr lange in der Schwebe bleiben, bevor sie sich am Boden ablagern, dabei die Sonne reflektieren und den fast 30 Meter tiefen See so zum Strahlen bringen. „Kärnten hat 200 Badeseen. Der Faaker See ist mit fast 2,2 Quadratkilometern der fünftgrößte nach dem Wörthersee“, weiß Jantine van der Duin. Die Holländerin lebt seit drei Jahren in Kärnten und führt als ausgebildete Kajak- und Kanu-Guide Touren auf dem See durch. Heute paddelt sie durch die Schilfgasse, eine Naturschutzzone. Neben ihr ragen lange Schilfblütenstengel in den blauen Himmel. Im Wasser schwimmen Wildkarpfen, Hechte und Zander. Im Hintergrund erhebt sich der Mittagskogel, den die Sonne mittags besonders schön anstrahlt.
 

Kajak-Guide Jantine van der Duin bietet Bootstouren auf dem Faaker See an. Foto: Martina Katz
Am Faaker See ist Paddeln angesagt, denn Motorboote sind nur in Ausnahmefällen erlaubt. Foto: Martina Katz

Warmes Wasser und wenig Schiffe

„Alle Bereiche, an denen Schilf wächst, sind hier geschützt. Das sind 80 Prozent des Ufers. Deshalb braucht man auch eine Genehmigung von den See-Eigentümerfamilien Catasta und Bucher, wenn man einen Steg am Ufer errichten will. Geld kostet das natürlich auch“, erklärt die 31-Jährige. Die Eigentümer halten die Wasserqualität gemeinsam mit dem Kärntner Seenforschungsinstitut hoch, erlauben keinen gewerblichen Fischfang und verbieten sämtliche Motorboote. Ausnahmen gelten für die Polizei, die Rettung und den Hotel-Shuttle zur Faaker-See-Insel, einer bewaldeten Binnenseeinsel mit angeschlossenem Badehaus. Zum Schwimmen und Stand-up-Paddeln aber kann den See jedermann nutzen. „Hier habe ich sofort ein Urlaubsgefühl. Im Sommer hat das Wasser 27 Grad, es gibt kein Salz, ich komme aus dem Wasser, bin sauber und muss nicht mehr duschen“, meint van der Duin und lacht.

In Finkenstein, nur drei Kilometer Luftlinie vom Faaker See, zeigt Katharina Gregori eine bronzene italienische Nudelform. „Wenn der Teig mit hohem Druck durch diese Öffnungen gedrückt wird, wird die Nudeloberfläche schön rau, so wie es sich gehört“, erklärt die 38-Jährige. Die Produktionschefin der Finkensteiner Nudelfabrik hat das Traditionsunternehmen zusammen mit ihrer Schwester, der Restaurantleiterin, von den Eltern übernommen. „Weil wir zu faul waren, uns etwas anderes zu suchen. Ich habe mit Papa schon die Maschinen repariert und von ihm auch das Nudelmachen gelernt“, erzählt Gregori. „Wir produzieren Kühe, Campingbusse, Blumen oder Firmenlogos, alles in Nudelform“, fährt sie fort. 90 Sorten, 350.000 Kilogramm im Jahr mit zehn Mitarbeitern.

 

In der Finkensteiner Nudelfabrik gibt Katharina Gregori einen Einblick in die Produktion. Foto: Martina Katz
Foto: Martina Katz

Schlemmen beim Wandern

Die Zutaten kommen aus der Region: Quellwasser aus den Karawanken, Eier vom Bauern nebenan, Kärntner Milch und Hartweizengrieß aus Niederösterreich. „Spaghetti stellen wir per Hand her und hängen sie auf Holzstäbe. Weil das sehr mühsam ist, gehen dabei sehr viele Nerven drauf“, berichtet die schlanke Frau mit dem roten Kurzhaar. Schon sehr früh war das Familienunternehmen fortschrittlich, erzeugt seit 1895 seinen Strom über ein unterirdisches Wasserkraftwerk. Den Urlaubern gefallen das familiäre Umfeld und die leckeren Nudelgerichte auch.

 

Von der Gerlitzen Alpe genießen Wanderer einen wunderbaren Ausblick auf den Ossiacher See. Foto: Martina Katz

Die meisten fahren frisch gestärkt weiter mit der Kanzelbahn auf die Gerlitzen Alpe, genießen von dort die fantastische Aussicht auf den Ossiacher See, den drittgrößten See Kärntens, und beobachten die Gleitschirmflieger, wie sie sich vor atemberaubendem Bergpanorama in die Tiefe stürzen. Frauen pflücken gelbe Arnikablüten und stopfen sie in Tüten. Wanderer spazieren an lila Lupinen vorbei und fotografieren sich vor tibetischen Mani-Wällen. Auf der Pöllinger Hütte, einer Station der Kostale-Wanderung, bei der sich das Wandern mit Kostproben traditioneller Gerichte verbinden lässt, serviert Karl Peternell eine Kärntner Kasnudel. „Früher sagte man, Frauen, die das können, sind heiratsfähig“, erinnert sich der Hüttenpächter und ergänzt: „Der Rand ist gekrendelt, da muss man schon ein paar tausend davon machen, damit das was wird.“ Peternell ist auch eine Koryphäe auf seinem Gebiet. 

 

Die Pöllinger Hütte auf der Gerlitzen Alpe bietet Wanderern Kostproben traditioneller regionaler Gerichte. Foto: Martina Katz

ARCD-Reiseservice

  • Anreise:
    Mit dem Auto sind es gute sechs Stunden (ca. 560 km) von Stuttgart nach Faak am See.
    Austrian Airlines fliegt ab Stuttgart nach Klagenfurt (ab 269 € für Hin- und Rückflug).
    Weiter per Zug zum Faaker See (ab 9,40 €)
  • Unterkunft:
    Voco Hotel, klassische Businesszimmer an der Drau in Villach,
    Übernachtung im DZ/Frühstück ab 107 €, www.villach.vocohotels.com;

    Hotel Karnerhof, geräumige Balkonzimmer mit tollem Seeblick in Drobollach am Faaker See, Übernachtung im DZ/Frühstück ab 288 €, www.karnerhof.com;
    Bergresort Die Kanzlerin, moderne Apartments auf der Gerlitzen Alpe, Übernachtung im DZ/Frühstück ab 122 €, www.naturelhotels.com
  • Auskünfte:
    Region Villach Tourismus GmbH, Tel. 00 43 / 42 42 42 000, www.visitvillach.at

Titelfoto: Martina Katz


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