19.05.2021 Bettina Glaser

Velos, die elektrisieren: Für jeden das passende Pedelec

Fahrräder sind seit Beginn der Corona-Pandemie gefragt wie nie. Besonders bei Pedelecs sind die Verkaufszahlen stark gestiegen. Wichtige Tipps für Kauf und Alltag.


Verkauf Fahrräder und E-Bikes in Deutschland. Grafik: ARCD, Quelle: ZIV

City-E-Bike, Trekkingelektrorad, Lasten-Pedelec oder gar SUV-E-Bike? Die Bandbreite der Fahrräder mit einer Unterstützung bis 25 km/h, sogenannter Pedelecs, ist mittlerweile enorm. „In dieser Modellsaison sind vor allem Crossover-E-Bike-Modelle auf dem Vormarsch. Als Crossover-Bike werden Modelle bezeichnet, die die Eigenschaften von zwei oder mehr unterschiedlichen E-Bike-Typen vereinen“, erklärt Britt Alsdorf, Marketingmitarbeiterin bei e-motion, einer Gruppe von mehr als 60 E-Bike-Händlern. Ein Beispiel: Gravel-E-Bikes, eine Symbiose aus E-Rennrad und Trekking-E-Bike.
Pedelecs werden mittlerweile keinesfalls mehr nur für die ältere Generation gebaut, sondern für jeden – sogar für Kinder und Jugendliche. Auch für schwere und große Menschen gibt es spezielle Modelle. Und so setzt sich der Trend der vergangenen Jahre bei den Verkaufszahlen von E-Bikes fort. Mehr als jedes dritte neu gekaufte Fahrrad ist eines mit elektrischem Antrieb, wie die aktuellen Zahlen des Zweirad Industrie Verbands (ZIV) zeigen. Der Anteil der E-Bikes am Gesamtmarkt hat sich mit 1,95 Millionen verkauften Exemplaren (siehe Grafik rechts) 2020 in einem Jahr von 31,5 Prozent auf 38,7 Prozent erhöht. Es geht weiterhin steil nach oben: Der Verkauf ist um über 43,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen.

Grundsätzliche Über­legungen vor dem Kauf
Auf den folgenden Seiten stellen wir eine Auswahl an sechs verschiedenen Pedelecs, die wir in der Auto&Reise-Redaktion ausgiebig getestet haben, mit deren Vor- und Nachteilen vor. Um das passende E-Bike zu finden und lange Freude daran zu haben, ist eine gute Beratung beim Fachhändler und etwas Information vorab wichtig. Für die Wahl des richtigen Fahrradtyps sollten sich Neulinge zunächst einmal Gedanken über den Verwendungszweck machen. Also beispielsweise: Will ich längere Touren in hügeligen Landschaften unternehmen? Mit dem Pedelec in der Stadt einkaufen? Weite Strecken zur Arbeit pendeln? Oder steil bergauf und über Stock und Stein radeln? Danach richtet sich nicht nur die Gattung, sondern auch die benötigte Leistungsstärke des Motors und die Akkukapazität. Auch eher nebensächlich erscheinende Aspekte wie der Transport oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel auf einem Teil der Strecke müssen bedacht werden, wenn es beispielsweise um das Gewicht des Gefährts geht. „Je nach Länge der Strecke, muss das Modell außerdem unterschiedlichen Ergonomieanforderungen standhalten“, sagt Alsdorf.

Eine Frage des Preises und der Reichweite
Ein ebenso grundlegender Aspekt ist das Budget. Einsteiger-Pedelecs gibt es ab ca. 2000 Euro. Bei deutlich günstigeren Modellen drohen Mängel bei Sicherheit und Technik. „Die enorm hohe Leistung, die die Premium-Motoren und Akkus inzwischen liefern, gepaart mit den hochwertigen Rahmenmaterialien, schlägt sich natürlich auch in einem höheren Preisverhältnis nieder. Wer Wert auf ein modernes Design und exzellente Technik legt, sollte mindestens 3000 Euro einplanen“, empfiehlt Alsdorf.
Was den Preis und das Gewicht in die Höhe treibt, ist der Akku: Je höher die Kapazität, desto schwerer und teurer ist er. „Die meisten E-Bikes in unserem Sortiment sind mit 500 bis 600 Wh ausgestattet und damit für einen weiten Einsatzbereich – von mittellangen Touren bis hin zu dem täglichen Weg zur Arbeit – bestens geeignet“, sagt Alsdorf. Für längere Reisen ohne ständige Lademöglichkeit gibt es ausdauernde Modelle ab 1000 Wh, für kürzere Strecken in der Stadt reichen auch 300 bis 400 Wh. Ob fast unsichtbar im Rahmen integriert oder schnell herausnehmbar, ist nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern auch der Praktikabilität. „Denn wer im dritten Stock wohnt, ist vermutlich froh, sein E-Bike im Keller stehen zu lassen und den herausnehmbaren Akku einfach in der Wohnung zu laden. Wer jedoch die Möglichkeit hat, sein Bike direkt in der Wohnung oder Garage an der Steckdose zu laden, wird die optischen Vorteile eines vollintegrierten Akkus bevorzugen“, sagt Alsdorf.

Eine Beratung beim Fachhändler und Probefahrten helfen, unter den vielen Pedelec-Modellen das passende zu finden. Foto: e-motion Technologies

Ein guter Motor am richtigen Fleck
Leichter, geräuscharmer und deutlich leistungsfähiger – so beschreibt Alsdorf das Ergebnis der Motorenentwicklung der vergangenen Jahre von Premiumherstellern wie Bosch, Shimano und Brose. „In diesem qualitativ hochwertigen Segment haben sich die Hersteller immer weiter aneinander angenähert und ein Fehlkauf ist beinahe ausgeschlossen“, sagt sie. Da die meisten Pedelec-Motoren eine Nenndauerleistung von den gesetzlich vorgeschriebenen 250 Watt bieten, zeigten sich Unterschiede erst beim maximalen Drehmoment und der maximalen Tretkraftunterstützung. Auch hier ist bei der Wahl der Einsatzzweck entscheidend. Einen Einfluss auf das Fahrverhalten hat auch die Position des Motors. Der am häufigsten vorkommende Mittelmotor ist am Tretlager angebracht und treibt über die Kette das Hinterrad an. Aufgrund seines zentralen Schwerpunkts garantiert er ein fahrradähnliches Gefühl. Ein Antrieb an der Nabe des Hinterrads verleiht dem Fahrrad mehr Schub, als würde jemand von hinten anschieben. Er ist im Vergleich zum Mittelmotor geräuschärmer und belastet Kette sowie Ritzel nicht so stark. Der Ausbau des Hinterrads ist damit jedoch erschwert. Welcher Antrieb und welches Modell passt, aber auch, wie man mit Schaltung, Bremsen und Display zurechtkommt, erfahren Interessierte am besten, wenn sie mehrere Modelle Probe fahren. Das ist im Fachhandel möglich. Oder bei einer Technik- und Entscheidungsfindungstour, wie sie zum Beispiel Tourguide Arno Stadelberger in der Pfalz anbietet.

Sicher das Ziel erreichen
Helm, Lichtanlage und Reflektoren für den Einsatz im Straßenverkehr sowie  gut greifende Bremsen sind das A und O, um sicher von A nach B zu kommen. Wichtig ist auch, an den richtigen Versicherungsschutz zu denken. „Egal, ob Fahrer ihr E-Bike jeden Tag nutzen oder es nur sonntags ausfahren – mindestens einmal pro Jahr sollten sie es fachmännisch untersuchen lassen. Bei dieser Inspektion begutachtet ein Service-Team unter anderem Reifen, Kette, Ritzel, Motor und Akku. Dadurch erhöht sich nicht nur die Lebensdauer des E-Bikes und seiner technischen Komponenten, sondern auch die Sicherheit des Fahrers“, sagt Alsdorf. Falls unterwegs doch mal Schwierigkeiten mit Ihrem Pedelec auftreten, sind Sie als ARCD-Mitglied mit dem Fahrradschutzbrief gut abgesichert. Und so steht den Ausfahrten mit dem neuen Pedelec nichts im Wege.

Titelfoto: stock.adobe.com/© Uwe Moser


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