10.11.2023 Wolfgang Sievernich

LED-Nachrüstleuchtmittel im Praxistest

Viele ältere Fahrzeuge sind noch mit Halogen-Scheinwerfern ausgestattet, deren gelbliches Licht Straßen dürftiger ausleuchtet als weißes LED-Licht. Mit LED-Nachrüstleuchtmitteln lassen sich die alten Reflektorscheinwerfer auf moderne tageslichtartige Beleuchtung umbauen. Im Praxistest klären wir mit Experten, welche Lampen zugelassen sind, worauf Autofahrer beim Umbau achten sollten und wieso ein Lichttest notwendig ist.


Verfügt ihr Fahrzeug noch über Halogen-Scheinwerfer? Dann wissen Sie ja, wie mäßig diese die Straße nächtens und vor allem unter widrigen Wetterbedingungen ausleuchten können. Bevor Autofahrer aber gleich über die Investition in ein neues Auto mit modernem, hellweißem LED-Licht nachdenken, was mittlerweile bei fast allen Neuwagen Standard ist, könnten LED-Nachrüstleuchtmittel eine einfache und kostengünstige Alternative darstellen.

Ehe wir aber über Einsatzmöglichkeiten und Vorteile von LED im Auto sprechen, sollten wir zunächst kurz erklären, was die drei Buchstaben bedeuten. Sie stehen für den englischen Begriff light emitting diode, zu Deutsch: Licht emittierende Diode. Emittierend heißt so viel wie Strahlung aussendend. Unter elektrischer Spannung fangen Kristall-Halbleiter in der Diode an zu leuchten. Im Vergleich zu herkömmlichen Glühlampen entsteht dabei keine Hitze, was LEDs effizienter und langlebiger macht. Das führt aber auch dazu, dass Autofahrer das Scheinwerferglas im Winter selbst von Eis befreien müssen, da dieses nicht mehr aufgrund der Wärme im Scheinwerfer schmilzt. „Die LED-Leuchtmittel sind um die Hälfte sparsamer als etwa klassische H4-Lampen“, sagt Andrea Gregori, Sprecherin des deutschen Lichttechnik-Spezialisten Osram. Während die Halogenvariante 55 Watt pro Stunde verbraucht, sind es bei der LED nur 27. Berechnungen zufolge sinkt der Kraftstoffverbrauch allein durch den Einsatz von LED-Leuchtmitteln um 0,08 Liter pro Stunde.

LED-Nachrüstleuchtmittel bietet Osram für die gängigen Halogentypen H1, H4, H7 und W5W an. Der Urtyp aller automobilen Halogenlampen hört auf das Kürzel H1 und ist eine Einfaden-Halogenlampe, die seit Mitte der 1960er-Jahre Verwendung findet. Seit den 1970er-Jahren gibt es die modernere H4-Lampe, bei der zwei Fäden für Abblend- und Fernlicht vorhanden sind. Kompakter ist die neuere H7-Lampe für Abblend- und Fernlicht für Doppelscheinwerfer. Während H1 vor allem bei Young- und Oldtimern verbaut ist, sind H4 und H7 auch noch in neueren Fahrzeugen zu finden. Zu guter Letzt bietet Osram noch eine LED-Variante für das Standlicht (W5W) an, die aber in diesem Beitrag keine Rolle spielen soll.  
 


Die LED-Leuchtmittel sind um die Hälfte sparsamer als etwa klassische H4-Lampen.

– Andrea Gregori, Senior Communications & Event Manager, Osram GmbH


Illegale LED-Lampen blenden Gegenverkehr

Nicht alle im Handel angebotenen LED-Lampen verfügen aber auch über eine lichttechnische Zulassung. „Bei nicht zugelassenen Lampen sehen wir häufig, dass kein Augenmerk auf Position und Größe der LEDs gelegt wurde. Häufig gilt dort das Motto ,viel hilft viel‘, was in den meisten Fällen zu einer sehr schlechten Hell-Dunkel-Grenze und dadurch zu einer enormen Blendung des Gegenverkehrs führt“, erklärt Andrea Gregori. Neben dem Blendeffekt könne eine mangelhafte Thermik in Billigleuchtmitteln zum Schmelzen von Lötstellen und damit zum Lichtausfall führen. Zudem führen die illegalen Leuchtmittel zum Verlust der Allgemeinen Betriebserlaubnis (ABE) des Fahrzeugs, was insbesondere nach einem Unfall Probleme mit Polizei und Kfz-Versicherung verursachen könne, sagt Gregori.

Vollkommen legal sind dagegen nur Nachrüst-LEDs der beiden Lichttechnikhersteller Osram und Philips. Die von Osram Night Breaker LED genannten und von Philips Ultinon Pro6000 LED bezeichneten Produkte verfügen über eine Straßenzulassung und dürfen in allen Ländern mit Rechtsverkehr genutzt werden.

Osram zufolge wurden Position, Größe und Art der LEDs so gewählt, dass sich die Ausleuchtung auf der Straße verbessert, ohne den Gegenverkehr zu blenden. Dabei leuchten LEDs bis zu dreimal heller, als es die gesetzlichen Mindestanforderungen vorgeben. Der Lichtkegel strahlt meist weiter und breiter und verglichen mit Halogen halten Nachrüst-LEDs fünfmal länger. Ein Garantieversprechen von vier respektive fünf Jahren, sofern der Kunde die Lampe in einer Werkstatt kauft und einbauen lässt, sichern Langlebigkeit zu. Vom TÜV Süd geprüft und vom Kraftfahrtbundesamt (KBA) abgenommen, dürfen die Osram-Sets damit in den Handel. Eine ständig aktualisierte Kompatibilitätsliste auf der Website des Herstellers gibt Aufschluss darüber, welche Fahrzeugmodelle umrüstbar sind. Mittlerweile sind es bei Osram über 200. 
 

Der Umbau kann sowohl vom Laien als auch von einer Autowerkstatt vorgenommen werden. Wie schnell der Aus- und Einbau über die Bühne geht, hängt vorwiegend von den Platzverhältnissen ab. „Der Umbau auf LED dauert etwa eine Viertelstunde, sofern Scheinwerfer nicht ausgebaut oder die Stoßstange abmontiert werden müssen“, sagt Peter Betzel, Mechatroniker beim Autohaus Konrad in Estenfeld, Bayern. Bei unserem Testwagen, einem Skoda Yeti (Vorfacelift) gelingt die Arbeit einfach vom Motorraum aus, muss aber blind durchgeführt werden. Stecker von der Halogenlampe lösen, Feder aushängen, Lampe herausnehmen, LED-Lampe einsetzen. Der Ausbau gelingt etwas schneller als der Einbau der LED, da deren Lüftermodul am Leuchtkörper über ein eigenes Kabel verfügt, was wiederum per Stecker mit dem fahrzeugseitigen Anschlusskabel verbunden werden muss – Fummelarbeit. Je nach Fahrzeugscheinwerfer sind auch Adapterringe notwendig. „Die müssten dann aufgesteckt werden, damit der Brennpunkt der LED-Lampe zu dem der Halogenlampe passt“, sagt Betzel. Über die Vorderseite des Scheinwerfers kann geprüft werden, ob der Leuchtkörper sauber in der Fassung sitzt, da sonst die Gefahr besteht, dass der Lichtkegel unscharf und der Gegenverkehr geblendet werde, mahnt Betzel. Nicht verpflichtend, aber sinnvoll ist es, zwei kleine Aufkleber mit technischen Angaben im Motorraum oder auf der Scheinwerferrückseite anzubringen, um etwa der Polizei bei einer Kontrolle die Überprüfung zu erleichtern. Vorgeschrieben im Fahrzeug ist das Mitführen einer modellspezifischen Allgemeinen Bauartgenehmigung (ABG), die über einen Code auf der Verpackung von der Website des Herstellers heruntergeladen und ausgedruckt werden sollte. 


Der Umbau auf LED dauert etwa eine Viertelstunde, sofern Scheinwerfer nicht ausgebaut oder die Stoßstange abmontiert werden müssen.

– Peter Betzel, Mechatroniker, Autohaus Konrad GmbH


Lichttest unbedingt vornehmen

Osram empfiehlt Kunden nach dem Umbau, unbedingt einen Lichttest in einer Fachwerkstatt vornehmen zu lassen. Dabei wird etwa geprüft, dass beide Scheinwerfer einem asynchronen Verlauf folgen und auf der rechten Seite weiter leuchten als links. Die lichttechnische Prüfung in der Werkstatt dauert etwa 30 Minuten.

Beim Start im Dunkeln folgt ein kurzer Schreckmoment: Beide Scheinwerfer flackern schnell hintereinander. Doch unsere Sorge ist unbegründet, da die Lampe beim Einschalten eine Funktionsprüfung mit Spannungspulsen vornimmt, die wir als Aufblitzen wahrnehmen. Ob im Trockenen oder Regen – der Lichtteppich der LED-Beleuchtung ist sehr viel heller als der der vormaligen Halogenlampen. Auffällig ist eine deutlich bessere Ausstrahlung beider Straßenränder, und zwar sowohl mit Abblend- als auch Fernlicht. Bemerkenswert, dass der Unterschied so markant ausfällt, war im Testwagen zuvor doch bereits die stärkste zugelassene Halogenlampe von Osram namens Night Breaker 200 verbaut, die im Vergleich zur LED-Variante mächtig in der Lichtausbeute abfällt. Sichtbarer als bei Halogenlicht sind die einzelnen Spiegelflächen des Reflektorscheinwerfers, die sich in konvexen und konkaven Linien darstellen. Zu Anfang noch andersartig, gewöhnt man sich im Laufe der Zeit daran. Praktisch: Das hellweiße Licht schont die Augen und ist ermüdungsfreier – ein echtes Sicherheitsplus.
 

Die Lichtfunktionen machen den Unterschied

LED-Nachrüstleuchtmittel punkten mit tageslichtähnlicher Helligkeit sowie einem breiteren und weiteren Sichtfeld. Moderne Voll-LED-Scheinwerfer bieten darüber hinaus eine Reihe weiterer Lichtfunktionen, die herkömmliche Reflektor-Scheinwerfer nicht ermöglichen. Mit adaptiven Scheinwerfern, sogenanntem Matrix-LED-Licht, passt sich der Lichtstrahl an die aktuelle Fahrsituation an und blendet vorausfahrende oder entgegenkommende Autos gezielt aus. Vorteil: Das Licht fließt praktisch um die Fahrzeuge herum, ohne sie zu blenden. Trotzdem wird die Fahrbahn gut ausgeleuchtet. Darüber hinaus ist es je nach Ausstattung auch möglich, einzelne Fahrspuren, Bau- und Engstellen oder Personen am Straßenrand zu beleuchten. Bis zu 600 Meter weit kann LED-Hochleistungsfernlicht sogar die nächtliche Autobahn ausleuchten.

Foto: Opel
Mit einer Farbtemperatur von 6000 Kelvin ist LED-Licht taghell (Bild rechts) und strahlt auch bei Fernlicht beide Straßenränder breiter als Halogenlicht (Bild links) aus. Foto: Wolfgang Sievernich

Titelfoto: stock.adobe.com/© OrthsMedien

 


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