27.03.2024 Wolfgang Sievernich

Sommerreifen: Erst bei anhaltend milden Temperaturen wechseln

Wann sollten Autofahrer von Winter- auf Sommerreifen wechseln? Die Faustformel lautet von O bis O, also von Ostern bis Oktober. Realistischer ist es jedoch, sich nach der Außentemperatur zu richten. Erst wenn diese dauerhaft sieben Grad Celsius übersteigt, sollte man die Reifen tauschen. Doch Obacht: Nicht selten sorgt ein später Wintereinbruch im Frühjahr noch mal für frostige Temperaturen, Schnee und rutschige Straßen. Wer dann schon Sommerpneus aufgezogen hat, riskiert neben einem höheren Unfallrisiko auch ein Bußgeld.


Während wohl die meisten Autobesitzer für den Räderwechsel eine Werkstatt oder einen Reifendienst ansteuern, legen andere lieber selbst Hand an, greifen zu Radschlüssel und Wagenheber. Bevor man die Reifen wechselt, sollte man sie auf Beschädigungen wie Risse oder Beulen überprüfen. Bei Sommerreifen sollte die Profiltiefe mindestens drei Millimeter betragen, selbst wenn die Gesetzgebung die Grenze auf minimale 1,6 Millimeter festgelegt hat. Reifen, die älter als sieben Jahre sind, sollten ersetzt werden, auch wenn es keine gesetzlichen Altersgrenzen für Pkw-Bereifung gibt. Je älter Reifen sind, desto spröder ist die Gummimischung. Dadurch sind sie anfälliger für Schäden, etwa infolge von Quetschungen oder Kontakt mit scharfen Gegenständen. Bereits kleinere Reifenschäden können damit die Verkehrssicherheit beeinträchtigen. Bestenfalls kommt es nur zum langsamen Druckverlust und damit zur Reifenpanne. Platzt der Reifen bei höheren Geschwindigkeiten, wird es aber lebensgefährlich! Das Reifenalter respektive das Produktionsdatum lässt sich anhand der DOT-Kennzeichnung ablesen. Diese ist auf einer der Reifenseitenwände eingeprägt und endet mit einer oval eingefassten, vierstelligen Zahlenkombination. Dabei geben die ersten beiden Ziffern die Produktionswoche und die letzten beiden Ziffern das Produktionsjahr an. Die Ziffer 3617 würde bedeuten, dass der Reifen in der 36. Kalenderwoche im Jahr 2017 hergestellt wurde und spätestens in diesem Jahr ausgetauscht werden sollte, selbst wenn die Profiltiefe noch ausreicht.

 

Die Mindestprofiltiefe beträgt drei Millimeter, wenn der Goldrand der 1-Euro-Münze gerade noch bedeckt ist. Foto: stock.adobe.com/© Ingo Bartussek

Der Räderwechsel sollte auf festem, ebenem und trockenem Untergrund stattfinden, um eine Rutschgefahr des Fahrzeugs zu vermeiden. Ein kippender Wagen kann nicht nur die Radaufhängung beschädigen, sondern auch schwere Verletzungen verursachen. Der Wagenheber darf nicht verkanten und muss an der dafür vorgesehenen Stelle entsprechend der Betriebsanleitung angesetzt werden. Wichtig: Die Radschrauben immer mit dem vorgeschriebenen Drehmoment anziehen. Bei zu leicht angezogenen Schrauben kann sich das Rad während der Fahrt lösen. Zu fest angezogene Radschrauben belasten hingegen das Material der Felge, zudem lassen sich die Radschrauben samt Bolzen beim nächsten Räderwechsel schlechter lösen. Grundsätzlich werden die Radmuttern nach Herstellervorgaben und in den meisten Fällen über Kreuz angezogen. Nach einer Fahrstrecke von 50 bis 100 Kilometern müssen sie nachgezogen werden.

 

In der Autowerkstatt werden neben der Kontrolle der Reifen auch oft die Bremsen auf Defekte und Verschleiß untersucht. Foto: stock.adobe.com/© industrieblick

Moderne Pneus sind oftmals laufrichtungsgebunden, dürfen also nur entsprechend montiert werden. Auf der Reifenflanke befindet sich dafür ein Richtungspfeil, der in Verbindung mit dem Wort „Rotation“ die Laufrichtung des Reifens angibt. Die Kennzeichnung „OUTSIDE“ weist auf die Reifenaußenseite hin. Hierauf ist allerdings bereits bei der Montage des Reifens auf die Felge zu achten.

Seit 2014 müssen alle neuzugelassenen Fahrzeuge mit einem Reifendruckkontrollsystem (RDKS) ausgestattet sein. Es gibt Unterschiede zwischen dem direkten RDKS, das den Reifenluftdruck in Echtzeit misst, und dem indirekten RDKS, das lediglich die Geschwindigkeit der Räder einer Achse auswertet und überwacht. Bei einem direkt messenden RDKS kann der Reifenwechsel aber nicht vom Autofahrer in Eigenregie vorgenommen werden, da beim Aufziehen der Reifen Sensoren gewartet und angelernt sowie Verschleißteile wie Ventilkappen oder Sensorbatterien ersetzt werden müssen, was nur von einer Werkstatt vorgenommen werden kann. Beim indirekten RDKS kann das System nach der Reifenmontage vom Autofahrer hingegen selbst neu angelernt werden. Informationen zum RDKS des Fahrzeugmodells und dem Prozedere finden sich im Fahrzeughandbuch. Angaben zum korrekten Fülldruck sind meist auf einem Aufkleber an der B-Säule der Fahrertür zu finden.

 

Wer im Frühjahr zu bald auf Sommerreifen wechselt, kann bei einem späten Wintereinbruch eiskalt erwischt werden. Foto: stock.adobe.com/© Petair

 

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