25.05.2021 Jessica Blank

Unfallschutz für Kinder

Menschliches Fehlverhalten ist eine der häufigsten Unfallursachen im Straßen­verkehr. Besonders die Ablenkung ist ein großes Problem. Fahrerassistenzsysteme und andere Mittel können helfen, Unfälle zu verhindern oder deren Folgen zu ­minimieren. Außerdem spielt passiver Unfallschutz für Kinder im Straßenverkehr eine wichtige Rolle.


Fahrerassistenzsysteme

Beim Überschreiten der Fahrbahn kommt es bei Kindern zwischen sechs und 15 Jahren  häufig zu gefährlichen Situationen. 88,3 Prozent aller Unfälle durch Fehlverhalten von Fußgängern in diesem Alter waren laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes 2019 auf diesen Grund zurückzuführen. In 55,2 Prozent dieser Fälle achteten die Kinder nicht auf den Fahrzeugverkehr, bevor sie die Straße überquerten. Knapp 29 Prozent traten plötzlich hinter Sichthindernissen hervor. Das kann bei einer kurzen Unaufmerksamkeit der anderen Verkehrsteilnehmer schon schwerwiegende Folgen haben. Laut DEKRA-Verkehrssicherheitsreport 2019 würden automatische Notbremssysteme in solchen Situationen ein großes Nutzenpotenzial zeigen. Crashtests der DEKRA hätten gezeigt, dass diese Systeme eine Bremsung – je nach Situation – nach etwa 0,2 bis 0,7 Sekunden einleiten. Wohingegen ein aufmerksamer Autofahrer 0,8 bis eine Sekunde benötigen würde, um die Gefahr zu erkennen und aufs Bremspedal zu treten. Die Tests zeigten, dass die Notbremssysteme in allen Fällen dem Menschen mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar überlegen reagierten. Nach einer 2019 beschlossenen Regelung der UN-Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) sollen City-Notbremsassistenten für Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h ab 2022 Pflicht in allen neu zugelassenen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen  sein. Ein Problem stellt zudem häufig die Rundumsicht dar. Gerade bei Vans und SUV ist diese nicht immer optimal. Um gefährlichen Unfällen beim Rückwärtsfahren vorzubeugen, wurde in der EU eine Rückfahrassistenten-Pflicht für alle neuen Fahrzeugtypen ab 2022 beschlossen.

Notbremsassistent erklärt

Richtige Sicherung

Kindersicherung im Auto ist eine weitere Fehler- und Gefahrenquelle. Laut einer Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV), die 2020 veröffentlicht wurde, waren lediglich 52 Prozent der Babys und Kinder im Auto richtig gesichert. Zwar waren meist Kinderrückhaltesysteme vorhanden, doch die Eltern hatten ihre Kinder darin gar nicht oder falsch angeschnallt. Oft war das System falsch eingebaut worden. Auch auf kurzen Wegstrecken sollten Eltern darauf achten, dass ihr Kind richtig angeschnallt ist – genauso bei Zeitdruck und schlechtem Wetter. Crashtests zeigen, dass nicht gesicherte Kinder bei einem Unfall schwere bis tödliche Verletzungen erleiden können. Ordnungsgemäß gesicherte kleine Passagiere hingegen werden vom Gurt zurückgehalten und durch den Kindersitz zusätzlich geschützt.

Der passende Kindersitz

Fahrzeugfrontstruktur

Fahrzeugkonstruktion und -design sind ebenfalls entscheidend, wenn es um den Schutz von Kindern geht. Im Sinne der Verkehrssicherheit haben die Hersteller in den vergangenen Jahren die Frontstruktur ihrer Fahrzeuge so überarbeitet, dass diese dem Fußgängerschutz entgegenkommen. So bestehen Stoßfänger heutzutage nicht mehr aus Stahl, sondern aus einer Kunststoffverkleidung, die mit energieabsorbierenden Materialien gefüllt ist. Frontschutzsysteme, sogenannte Kuhfänger, die ein großes Risiko für Kinder darstellten, sind bei neuen Fahrzeugen nicht mehr zu finden. Kühlerfiguren fahren automatisch ein oder knicken bei leichten Berührungen ab. Einige Hersteller bieten zudem aktive Motorhauben an, die sich beim Zusammenstoß mit einem Fußgänger anheben und diesen dadurch schützen. Außerdem gibt es Fußgängerairbags, die den Bereich der unteren Windschutzscheibe abdecken. Die Verbraucherschutzorganisation Euro NCAP bezieht den Schutz von Kindern als Fußgänger in ihre Tests mit ein. Um weiterhin vier oder fünf Sterne zu erhalten, müssen sich die Hersteller beim Fußgängerschutz also anstrengen.

Titelfoto: DEKRA