18.11.2022 Bettina Glaser

Außergewöhnliche Rodelerlebnisse – von tierisch über romantisch bis hin zu historisch

Einst Arbeitsgerät, um in den Bergen im Winter Holz oder Heu zu transportieren, entwickelte sich der Schlitten bis heute zum Vergnügungs- und Sportgerät. Egal ob groß oder klein, sportlich oder eher weniger – bergab auf Kufen hat fast jeder Spaß. Wir stellen fünf besondere Rodelabenteuer für den bevorstehenden Winter vor.


Foto: Huskyhof Dreisessel

TIERISCH

Tour mit Schlittenhunden

Einmal selbst Schlittenhundeführer sein – für dieses Erlebnis müssen Abenteuerlustige nicht gleich nach Alaska oder Kanada reisen. In Altreichenau im Bayerischen Wald gibt Schlittenhunde-Europameister Kylian Klotsch sein Wissen über Hunde, Rassen und das Schlittenhundefahren in Workshops an Interessierte weiter. Höhepunkt ist natürlich das Fahren mit den Schlittenhunden, das die Teilnehmer nach ausführlicher Einweisung ausprobieren dürfen. Angeboten werden verschiedene Winter-Workshops, die ab 69 Euro für Erwachsene und 49 Euro für Kinder kosten, Anmeldung telefonisch oder per E-Mail.

www.huskyhof-dreisessel.de

Foto: Geisleralm

ROMANTISCH

Abfahrt bei Mondschein

Nachtrodeln hat einen ganz besonderen Reiz. Statt Flutlicht beleuchtet in Südtirol der natürliche Schein des Vollmonds die Rodelbahn. Im Glanz dieses romantischen Lichts können Besucher der Geisleralm auf zwei Kufen durch die tief verschneite Villnösser Winterlandschaft zurück ins Tal fahren. Den Ausgangspunkt erreichen die Rodler zu Fuß – entweder per Aufstieg vom Parkplatz Ranui/St. Johann in zwei ­Stunden oder vom Parkplatz Zans in eineinhalb Stunden. In der urigen Alm kann man sich mit Südtiroler Gerichten stärken und Rodel für die Abfahrt ausleihen, um die 5,6 Kilometer bzw. 3,6 Kilometer lange Rodelstrecke zu genießen. Das Mondscheinrodeln unbedingt vorab reservieren. Und Stirnlampe nicht vergessen!

www.geisleralm.com

Foto: Pfronten Tourismus/Michael Lukaszewski

HISTORISCH

Mit viel Gaudi den Berg hinab

Manchmal kann Zuschauen genauso viel Spaß machen wie Selbstfahren. Beim wohl verrücktesten Narrenumzug auf Kufen in Pfronten-Röfleuten am Sonnenlift sausen am Faschingssonntag, 19. Februar 2023, kreativ gestaltete Schlitten mit verkleideten Einzelfahrern oder Teams den Berg hinunter. Neben Filmszenen und Zirkus wird auch die ein oder andere Szene aus überregionaler und lokaler Politik aufs Korn genommen. Einen Tag vorher wird es im Pfrontener Ortsteil Kappel historisch: Bis zu 200 Männer und Frauen stürzen sich dann beim Pfrontener Schalengge-Rennen mit hölzernen Hörnerschlitten – Schalenggen genannt – den 1.000 Meter langen Hang hinab. Mit diesen wurden früher Güter wie Heu und Holz von den Bergwiesen und -wäldern ins Tal befördert.

www.pfronten.de

Foto: Ötztal Tourismus/Bernd Ritschel

GEMÜTLICH

Gestärkt bergab

Wie könnte man Kinder besser für eine Wanderung motivieren als mit einer gemütlichen Einkehr auf einer Alm gepaart mit einer tollen Schlittenabfahrt hinterher? Die vier Kilometer lange Wanderung im Ötztal mit geringer Steigung führt von Niederthai ins idyllisch ruhige Horlachtal über einen breiten Almweg den leise plätschernden Bach entlang. Nach rund einer Stunde erreichen Familien die Larstigalm auf 1.777 Metern Höhe. Für drei Euro kann man sich dort Rennrodel leihen. Dank des geringen Gefälles können auch schon Kinder die meist bis in den Spätwinter schneesichere Naturrodelbahn meistern.

www.oetztal.com

Foto: Val Thorens

EXKLUSIV

Blick hinter die Kulissen

Wer einmal erleben möchte, wie die längste Rodelbahn Frankreichs vorbereitet und gepflegt wird, ist in Val Thorens, dem höchstgelegenen Skiort Europas im Skigebiet Les 3 Vallées in Frankreich richtig. Auf 3.000 Metern Höhe liegt der Start der Rodelbahn Cosmojet, die auf sechs Kilometern am Fuße des Gletschers Péclet über Kurven und Hänge hinabführt. Immer dienstags zeigt ein Teammitglied Gruppen mit maximal acht Personen, was nötig ist, um den Rodlern optimale Bedingungen zu bieten. Eine Anmeldung ist am Tag vorher im Chalet du Cosmojet erforderlich. Wer die Bahn ausprobieren möchte, zahlt 17,30 Euro für die Auffahrt mit der Gondel Funitel Péclet, den Schlitten und Helm.

www.valthorens.com

Foto: Kufenreich

Tipps zur Ausrüstung und Sicherheit

von Andreas Pflieger, Rodellehrer der Rodelschule Kufenreich (www.kufenreich.de):

„Im Gegensatz zum Skifahren fehlt das Sicherheitsbewusstsein beim Rodeln oft. Doch auch hier sind Geschwindigkeiten von 50 bis 60 km/h ruck, zuck erreicht. Um sicher bei mehreren Kilometer langen Rodelbahnen unten anzukommen, ist das Wichtigste zunächst, gutes Material zu benutzen. Zu einem guten Holzrodel empfehle ich Winterkleidung, gute Handschuhe, eine Skibrille, einen Helm und feste Bergschuhe. Wie auf der Skipiste sind wichtige Regeln zu beachten: nicht hinter einer Kuppe oder Kurve und nur am Rand stehen bleiben und Schnelleren genügend Platz zum Überholen lassen. Neulinge sollten vorab das Lenk- und Bremsverhalten üben – gerade bevor sie kleinere Kinder mitnehmen – und beim Alkohol auf jeden Fall zurückhaltend sein.“


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