21.12.2021 Wolfgang Sievernich

Skoda Octavia RS iV: Sportlich mit Stecker

Sportlich fahren mit grünem Gewissen? Gibt es bei Skoda mit dem Octavia RS iV. Das Kürzel RS steht für Rally Sport und kennzeichnet legendäre Rallyeboliden wie den Skoda 130 RS oder spurtstarke Modelle der Mittelklasse. Alle Elektro- und Plug-in-Hybridmodelle hören zudem auf den Zusatz iV.


Während der Benziner-RS als Combi fensterhoch und bei aufgestellter Rückbank noch fürstliche 600 Liter Gepäckraum bietet, müssen beim sportlichen Plug-in-Hybriden 490 Liter reichen. Foto: Skoda

Der Octavia RS iV ist Skodas erster Plug-in-Hybrid im Sportdress. Beim Blick auf die reinen Leistungsdaten ist Großes zu erwarten. Mit einer Systemleistung von 180 kW/245 PS liegt der frontgetriebene RS mit Stecker auf einer Höhe mit dem gleichstarken turbobeatmeten 2,0-Liter-RS-Benziner. Und mit einem Drehmoment von satten 400 Newtonmetern sogar gleichauf mit den schwächeren RS-Diesel-Brüdern, die ihre Leistung ebenfalls aus zwei Litern Hubraum holen. Warum wir den Hubraum erwähnen? Weil im Octavia RS iV zwei kleinere Herzen in einer Brust schlagen: Ein 1,4 Liter großer TSI-Benziner mit 110 kW/150 PS und ein Elektromotor mit 85 KW/115 PS.

Trotz sportlicher Attribute wurde der Plug-in-Hybrid auf Effizienz getrimmt, was sich weniger in herausragenden Fahrleistungen als mehr in einem genügsamen Verbrauch niederschlagen soll. Der liegt nach WLTP-Norm mit serienmäßigem Sechsgang-DSG-Getriebe beim Combi beispielsweise bei 1,2 Litern und 15,1 Kilowattstunden (kWh) auf 100 Kilometern. In der Praxis dürften derartige Werte vom Autofahrer selbst mit fleißigem Laden kaum zu erreichen sein. Auf der Testfahrt genehmigte sich das Doppelherz-Triebwerk unter Normalbedingungen laut Anzeige einige Liter mehr.

Die Ladebuchse ist vorne links im Kotflügel platziert, während der Tankstutzen wie gewohnt rechts hinten positioniert ist. Foto: Skoda

Wer den 13 kWh fassenden Lithium-Ionen-Akku über Haushaltssteckdose oder Wallbox lädt, kommt nach WLTP-Norm beim Combi rein elektrisch bis zu 62, bei der Limousine 64 Kilometer weit. Mit dem serienmäßigen Ladekabel für die Haushaltssteckdose dauert es fünf Stunden, bis der Akku wieder vollgeladen ist. Mithilfe des optionalen Wechselstrom-Mode-3-Ladekabels (150 Euro) für Wallbox und Ladesäule sind es bei einer Ladeleistung von maximal 3,6 kW etwa 3,5 Stunden. Das reicht in der Regel, um das Fahrzeug über Nacht oder an der Arbeitsstätte wieder zu einhundert Prozent mit Strom zu versorgen.

Obwohl der Octavia RS iV gegenüber dem RS-Turbobenziner über 200 Kilogramm mehr auf die Waage bringt, fährt er sich auf Landstraße und Autobahn angenehm dynamisch. Weniger Platz gibt es dagegen im Kofferraum, da der Benzintank aufgrund der mittig im Fahrzeugboden platzierten Akkus weiter nach hinten unterhalb des Kofferraumbodens positioniert wurde. Während der Benziner-RS als Combi fensterhoch und bei aufgestellter Rückbank noch fürstliche 600 Liter Gepäckraum bietet, müssen beim sportlichen Plug-in-Hybriden 490 Liter reichen.

Groß gewachsene Fahrer wie Redakteur Wolfgang Sievernich finden genügend Platz. Foto: Seufert

Geringes Tankvolumen

Apropos Benzintank: Lenker des schnellen Plug-in-Hybriden müssen mit zehn Litern Superbenzin weniger zurechtkommen. Das überschaubare Tankvolumen von nur 41,5 Litern soll Autofahrer dazu anregen, das Ladekabel für die Verlängerung der Reichweite häufig zu nutzen, statt es aus Bequemlichkeitsgründen im separaten Fach des Kofferraums liegen zu lassen.Wer den Octavia RS iV als Zugfahrzeug etwa für Wohnwagen oder Pferdeanhänger nutzen möchte, muss sich mit einer maximalen Anhängelast von 1500 Kilogramm begnügen. Der Plug-in-Hybrid zieht 100 Kilo weniger als der Benziner und entscheidende 500 weniger als der Diesel.

Doch genug der Einwände. Bei Ausstattung und Komfort punktet der Octavia RS iV. Serienmäßig gibt es Matrix-LED-Hauptscheinwerfer mit Fernlichtassistent, Zweizonen-Klimaautomatik, Sportfahrwerk, Sportsitze vorn und hinten, Sitzheizung (vorne), Tempomat, ein digitales 10,2 Zoll großes Kombiinstrument, ein zehn Zoll großes, mittig platziertes Infotainmentdisplay, Sprachsteuerung, Bluetooth-Freisprechanlage und Reifen der Größe 225/45 R18 auf 18-Zoll-Leichtmetallfelgen.

Serienmäßig verfügt der Skoda Octavia RS iV über ein digitales 10,2 Zoll großes Kombiinstrument. Foto: Skoda

Auch bei der Sicherheit geizt der elektrifizierte Octavia nicht: Ausweich- und Abbiegeassistent, Spurhalte- und Frontradarassistent mit City-Notbremsfunktion und Personen- sowie Radfahrererkennung lassen kaum Wünsche offen. Serienmäßig ist übrigens auch ein Soundgenerator im Innenraum, der aus dem hellen Klang des 1,4-Liter-TSI auf Knopfdruck einen synthetisch bollernden V8 macht.

Preislich startet der Combi bei 44.060 Euro, die Limousine ist 700 Euro günstiger. Davon dürfen sich künftige Eigentümer noch einen Umweltbonus in Höhe von 5625 Euro abziehen lassen, was den Octavia RS iV damit preislich attraktiver als die vergleichbaren Verbrenner macht. Wer das eingesparte Geld gleich für eine 11-kW-Wallbox ausgeben will, hat bei Skoda von 479 bis 999 Euro die Qual der Wahl.

Foto: Skoda

Daten Skoda Octavia RS iV Combi

Motor: Benziner: 1,6-l-Vierzylinder-Turbo-PHEV, 180 kW/245 PS, 250 Nm

Antrieb: Front

Getriebe: Sechsgang-Doppelkupplung

0–100 km/h: 7,3 s

Spitze: 225 km/h

Normverbrauch WLTP: 1,2 l S, 28/83* g CO2/km (WLTP)

L x B x H: 4,70 x 1,83/k. A. x 1,47 m

Radstand: 2,68 m

Wendekreis: 10,4 m

Kofferraum: 490–1.555 l

Leergewicht: 1.707–1.828 kg

Zuladung: 399–518 kg

Anhängelast: 1.500 kg

Tankinhalt: 41,5 l

Batteriekapazität, Reichweite WLTP: 13 kWh, 62 km

Preise: ab 44.060 Euro

* gemäß dt. Strommix 2020 geschätzt lt. Umweltbundesamt 366 g CO2/kWh

Kategorien