22.02.2021

Neues EU-Reifenlabel ab Mai 2021

Seit dem 1. November 2012 besteht im Handel die Kennzeichnungspflicht neuer Reifen mit dem EU-Reifenlabel. Ähnlich wie bei Kühlschränken oder Waschmaschinen werden Verbraucher durch die Angaben auf diesem Etikett über Effizienzeinstufungen und Messwerte in den drei Kriterien Rollwiderstand, Nasshaftung und externes Rollgeräusch informiert. Ab 1. Mai 2021 wird nun ein überarbeitetes EU-Reifenlabel eingesetzt.


Seit seiner Einführung im Jahr 2012 wird das EU-Reifenlabel dafür kritisiert, zahlreiche Kriterien für die Bestimmung der Qualität eines Reifens außer Acht zu lassen. Mit der Effizienzeinstufung zum Rollwiderstand wird bewertet, wie sich der Reifen auf den Kraftstoffverbrauch eines Fahrzeugs auswirkt. Bei der Klassifizierung der Nasshaftung geht es um möglichst kurze Bremswege bei Nässe. Und die Dezibel-Angabe (dB) gibt darüber Aufschluss, wie laut sich ein Reifen bei einem vorbeifahrenden Auto anhört.

Damit erhalten Verbraucher zwar eine erste Entscheidungshilfe für die Auswahl des passenden Reifens. Allerdings werden gleichzeitig wichtige Aspekte ausgespart, die für die Fahrsicherheit entscheidend sind. Denn das Label trifft keine Aussagen über die Seitenführung in Kurven, Fahrstabilität, Aquaplaning-Eigenschaften, Trockenhaftung oder bei Winterreifen auch den Grip auf Schnee und Eis. Solche Kriterien werden in aussagekräftigen Reifentests geprüft, die auf speziellen Strecken in aufwendigen Testreihen durchgeführt werden. Welche Reifen etwa in der Sommersaison 2021 die besten sind, erfahren Sie im aktuellen Sommerreifentest des ARCD-Partners AUTO ZEITUNG.

EU-Reifenlabel wird überarbeitet

Andererseits werden für Verbraucher und Umwelt die Effizienzeigenschaften eines Reifens immer wichtiger. Aus diesem Grund erhält das EU-Reifenlabel nun eine Überarbeitung, die ab dem 1. Mai 2021 in Kraft treten soll. Nachdem sich die EU zur Verringerung von Treibhausgas-Emissionen verpflichtet hat und bis zum Jahr 2050 Klimaneutralität erreichen will, soll insbesondere im Straßenverkehr der Ausstoß von CO2 reduziert werden. Mehr als 20 Prozent der europäischen Treibhausgas-Emissionen werden dem Straßenverkehrssektor zugeschrieben. Für 20 bis 30 Prozent der Kraftstoffemissionen eines Fahrzeugs werden die Reifen verantwortlich gemacht. Möglichst kraftstoffeffiziente Pneus sollen dazu beitragen, Emissionen zu senken und gleichzeitig Kosten zu sparen.

Zu diesem Zweck werden am dem 1. Mai 2021 die Labelklassen bei den Kriterien Rollwiderstand und Nassbremsverhalten neu geordnet. Außerdem wird die Geräuscheinstufung neben der dB-Angabe durch die Buchstaben A, B oder C gekennzeichnet. Zusätzlich können sich Verbraucher die umfassenden individuellen Daten zu einem Reifenmodell aus einer Datenbank der EU herunterladen. Diese Daten sind über einen einscanbaren QR-Code in der oberen rechten Ecke des Labels erreichbar.

Neu sind ebenfalls zwei Piktogramme auf dem Label. Sie geben an, ob es sich um einen Winterreifen mit geprüfter Schneehaftung nach der EU-Typgenehmigung mit dem Schneeflockensymbol auf der Seitenwand oder auch einen Reifen (ohne Spikes) mit Haftung auf Eis nach einem neuen ISO-Standard handelt.

Foto: Continental
Foto: Continental

Entschlackt wird beim neuen EU-Reifenlabel die Effizienzklassifizierung von Reifen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Die Klassen A bis C bleiben unangetastet. Klasse D war bislang zwar aufgeführt, aber nicht aktiv belegt. Sie wird nun mit den Werten der bisherigen Klasse E gefüllt. Die neue Klasse E hingegen übernimmt die Werte der alten Klassen F und G. Damit soll das Label nun übersichtlicher und leichter einzuschätzen sein.  

Neben Reifen für Pkw und Leicht-Lkw müssen ab dem 1. Mai auch Reifen für schwere Nutzfahrzeuge mit dem neuen EU-Reifenlabel gekennzeichnet werden. Das EU-Parlament erhofft sich durch die Maßnahme ein CO2-Einsparpotenzial von zehn Millionen Tonnen.

 

Titelfoto: stock.adobe.com/© Karin & Uwe Annas


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