24.01.2020 Thomas Schreiner

Land Rover Defender: Gefahr erkannt

Alles hätte passieren dürfen, nur nicht, dass der Nachfolger des legendären Land Rover Defender – in seinen ersten gut vier Jahrzehnten einfach Land Rover genannt – nur noch als weichgespültes City-Schlachtschiff um die Ecke rollt.


Dieser Gefahr sind die Briten trotz anhaltender SUV-Schwemme jedoch nicht erlegen. Das legt unser erster persönlicher Kontakt mit der zweiten Generation des echten 4x4-Klassikers im Winter 2019/2020 nahe.

Sicher: Manch hartgesottener Fan des zwischen 1948 und 2016 über zwei Millionen Mal produzierten Ur-Modells wird zu dem Neuen seine ganz eigene Meinung haben. Optisch ist den Designern die Transformation des Originals in die Neuzeit aber gelungen, ohne ungeschickt in die Retro-Mottenkiste zu stolpern. Auch eine mögliche Gefahr bei der Weiterführung eines erfolgreichen Modells. Und trotzdem ist der Neue selbst ohne Blick auf Marken- oder Modellbezeichnung als Defender erkennbar.

Wiedererkennungswert

Dazu trägt entscheidend die so schlichte wie unverwechselbare Silhouette bei. Extrem kurze Karosserieüberhänge machen steile Böschungswinkel von 38 Grad vorne und 40 Grad hinten möglich. Deshalb ist auch das Reserverad nicht etwa unter dem Kofferraum, sondern an der zur Seite öffnenden Hecktür montiert. Damit eben so schnell nichts am Boden schleift.

Fahren konnten wir den neuen Defender vor dem Frühjahr 2020 noch nicht. Glaubt man aber den nackten Fakten, dann kann er, wonach er aussieht. Leiterrahmen und Starrachsen sind passé. Stattdessen wird ein Aluminium-Monocoque mit Einzelradaufhängung eingesetzt. Alle vier Räder werden permanent angetrieben. Reibungsloses Vorwärtskommen auf jedem Terrain sollen zudem eine Achtgang-Automatik, ein zweistufiges Verteilergetriebe mit Untersetzung, ein sperrbares Mittendifferenzial und optional ein aktives Hinterachs-Sperrdifferenzial sicherstellen. Seitenneigungen bis 45 Grad sollen ebenso problemlos bewältigt werden können wie Steigungen bis 45 Grad. Weitere Zahlen in Kürze: 900 Kilo maximale Nutzlast, 3500 Kilo Anhängelast gebremst, Dachlast statisch bis zu 300 Kilo und während der Fahrt bis zu 168 Kilo.

Wenn im April 2020 der lange Defender 110 mit vier Türen (ab 55.600 Euro) als erstes Modell den Anfang macht, stehen zwei Turbodiesel (147 kW/200 PS, 177 kW/240 PS) und zwei Tur­bobenziner (221 kW/300 PS, 294 kW/400 PS) zur Wahl, der stärkere als Mildhybrid mit elektrisch unterstütztem Anfahren und Beschleunigen. Ein kurzer Radstand und zwei Türen sind die Merkmale des Land Rover Defender 90, der ab 49.700 Euro im Herbst 2020 kommt.

Keine Gewähr, dass der Defender nicht nur in der Wüste, sondern ab und an im Groß­stadt­dschungel auftaucht. Absehbar soll er dort auch als Plug-in-Hybrid teils rein elektrisch fahren können. So belebt er wirklich den Geist von gestern, ohne gestrig zu sein.

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