25.05.2020 Bettina Glaser

Familiencamping für Anfänger: Mit Kind und Kegel

Gerade bei Familien sind Reisen mit Zelt, Wohnwagen, Wohnmobil oder Campingbus besonders beliebt – nicht erst, seit diese Urlaubsform in Corona-Zeiten als besonders gut machbar gilt. Tipps für Campingplatz-Neulinge.


Zeit in der Natur verbringen, fast den ganzen Tag draußen sein, das eigene Zuhause im Schlepptau haben und flexibel sein – schon lange schätzen Familien diese Vorzüge des Campens. Sich an keine festen Essens­zeiten halten und keinem bestimmten Dresscode folgen müssen, die Urlaubstage, An- und Abreise nach dem eigenen Rhythmus und den eigenen Bedürfnissen gestalten – das macht für viele Camping aus. Die Kinder finden meist schnell Anschluss, verbringen die Tage beim Spielen draußen. Und glückliche Kinder ­bedeuten glückliche Eltern.

Camping auf Probe
Wer Lust auf das Abenteuer Camping hat, sollte sich erst einmal Gedanken darüber machen, welches die Unterkunft der Wahl ist. Ob Zelt, Campervan, Wohnwagen oder Wohnmobil: Das ist alles nicht nur eine Frage der eigenen Bedürfnisse und Wünsche, sondern natürlich auch des Geldbeutels. Wer zum ersten Mal in das Leben der Camper eintaucht, sollte sich die Ausrüstung besser leihen. Ein verlängertes Probewochenende auf einem Campingplatz in der Nähe mit einem Zelt von Freunden, einem Wohnmobil vom Vermieter oder in einem Mobilheim  lässt Einsteiger ohne großes Investi­tionsrisiko Campingplatz-Luft schnuppern.

Erst wenn Kinder sicher schwimmen können, ist eine Parzelle direkt am See oder Meer sinnvoll. Foto: Südsee-Camp

Wohin geht die Reise?
Bei allein rund 3000 Campingplätzen in Deutschland haben Urlauber die Qual der Wahl. Mittlerweile gibt es Anlagen, die ­einem Fünf-Sterne-Cluburlaub in nichts nachstehen. Andere Plätze sind einfacher gehalten. Für das richtige Ziel und den passenden Platz plant am besten die ganze Familie mit. Bei der Auswahl helfen neben Camping-Verzeichnissen (z. B. DCC-Campingführer im ARCD-Shop) auch Foren im Internet und Camping-Gruppen in den sozialen Netzwerken, wo Eltern ihre Erfahrungen und Empfehlungen austauschen. Besonders achten sollte man auf die Sauberkeit der ­Sanitäranlagen und die Ausstattung. Für Familien mit Baby ist zum Beispiel eine kleine ­Badewanne in den Sanitär­anlagen wichtig. Kleinkindern fällt das Zähneputzen in Kinderbädern mit niedrigen Waschbecken leichter. Und Jugendliche treffen sich mit Gleichgesinnten in Jugendräumen. Auch Pools, Rutschen, Kinderanimation, Spielplätze und Minigolfanlagen lassen Kinderherzen höherschlagen. Hundebesitzer müssen beachten, dass auf manchen Campingplätzen Hunde nur in extra ausgewiesenen Hundezonen erlaubt oder gar nicht zugelassen sind.

Es regnet, es regnet . . .
Auch wenn Camper nach dem Grundsatz „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“ reisen und immer Regenausrüstung im Gepäck haben sollten, stellen ein paar nasse Tage in Folge die Geduld mancher Camper-Familien auf die Probe – vor ­allem, wenn alle Bücher schon durchgelesen sind und Brettspiele langweilig werden. Deshalb sollte bei der Planung unbedingt ein Blick auf Schlechtwetter-Alternativen geworfen werden: Gibt es einen Indoor-Spielplatz, eine Spielscheune oder ein Hallenbad? Auch Museen, Aquarien oder Burgen in der Nähe können an Regentagen Abwechslung bieten.

Ein bisschen Planung
Wer selbst kochen möchte, sollte auf Einkaufsmöglichkeiten am Campingplatz oder in der näheren Umgebung achten. Und wer gerne essen geht, auf Restaurants in der Nähe. In den vergangenen Jahren hat sich in Sachen Flexibilität viel geändert. Fuhren Camper früher einfach spontan einen Campingplatz an, sollten sie mittlerweile gerade in den beliebten Ferienzeiten vorab reservieren. Ein Blick in die Stor­nierungsbedingungen erspart böse Überraschungen. Am besten notiert man sich den letzten Stornierungstermin im Kalender, um notfalls die Reise absagen zu können. Da neben Kosten für den Campingplatz auch Fahrtkosten, Kosten für Vig­netten, Ausflüge, Lebensmittel und Restaurantbesuche entstehen, ist es vorab nicht immer einfach, die Urlaubskasse zu kalkulieren. Insgesamt variieren die Kosten beim Camping stark – je nach Land, Saison, Ausstattung und Lage. Sparen kann man zum Beispiel bei Angeboten in der Vor- und Nachsaison oder bei der Größe der Parzelle.

Wer einen Stellplatz in der Nähe des Spielplatzes bucht, hat die Kinder beim Toben im Blick. Foto: Insel-Camp Fehmarn

Hier wohnt sich’s besser
Der genaue Stellplatz kann mancherorts schon bei der Reservierung ausge­sucht werden. Andernorts bekommt man bei der Anreise freie Stellplätze zur Auswahl. Wer mit Kindern reist, sollte einen in der Nähe von Sanitäranlagen wählen. Nicht selten müssen die Jüngsten besonders schnell zur Toilette – da kann es auf jeden Meter ankommen. Auch ein Stellplatz direkt am See oder Meer kann ver­lockend sein, übt doch Wasser auf Kinder eine be­sondere Anziehungskraft aus. Wenn sie noch nicht sicher schwimmen können, sollten Familien aber besser einen Stellplatz in aus­reichender Entfernung wählen. Steht der Wohn­wagen, das -mobil oder Zelt in der Nähe eines Spielplatzes, kann man die Kleinen je nach Alter auch einmal alleine losziehen lassen.

Gut zu wissen
Was für viele Anfänger neu ist: Auf Campingplätzen gibt es Ruhezeiten, während denen ­Rezeption und Schranken geschlossen sind. Wer also um die Mittagszeit anreist, muss sich auf etwas Wartezeit gefasst machen. Um nicht  negativ aufzufallen und ein gutes Miteinander zu genießen, sollten Camper sich an ein paar Regeln halten: andere grüßen, die Parzellengrenzen und Nachtruhe einhalten und gegenseitig Rücksicht nehmen. Und nicht wundern: Beim Zeltaufbau oder Einparken werden mindestens zwei ­Augenpaare zuschauen. Dafür wird es nicht lange dauern, bis Sie mit den dazugehörigen Personen ins Gespräch kommen. Denn Camper sind gesellig. Und hilfsbereit. Spätestens wenn Schwierigkeiten beim Aufbau entstehen, wird ein Nachbar mit anpacken.

Titelfoto: stock.adobe.com/© micromonkey