Ein Heim im Schnee – So klappt es mit dem Wintercamping
Individuell und flexibel: Diese Eigenschaften machen den Urlaub im Heim auf Rädern zur attraktiven Reiseform in Corona-Zeiten. Doch warum auf die Vorzüge von Wohnmobil und Co. im Winter verzichten? Mit der richtigen Vorbereitung und Ausrüstung steht auch dem Einsatz im Schnee nichts entgegen.
Der richtige Campingplatz
Viele Campingplätze schließen im Herbst ihre Tore. Doch gerade in den Alpen gibt es in der Nähe von Skigebieten und Loipen etliche Plätze, die auch im Winter geöffnet sind und sich mit ihren Serviceleistungen auf die Bedürfnisse von Wintercampern eingestellt haben (siehe Auto&Reise 1/2019). Dazu gehören zum Beispiel beheizte Aufenthaltsräume und Sanitäranlagen, Trockenkammern für Skikleidung und -ausrüstung sowie bei Frost nutzbare Ver- und Entsorgungsstationen. Plätze der gehobenen Kategorie verfügen oft auch über Sauna und Schwimmbad oder bieten beheizte, an den Stellplatz angegliederte Sanitärhäuschen zur Miete an.
Solcher Komfort ist im Winter natürlich besonders begehrt. Eine frühzeitige Auswahl und Reservierung ist deshalb ratsam.
Der Fahrzeug-Check
Eigentlich selbstverständlich, doch immer wieder einen Hinweis wert: Genauso wie Pkw sollten auch Gespanne und Wohnmobile vor der Reise in den Schnee einem gründlichen Check unterzogen werden. Glühkerzen, Motor- und Scheibenfrostschutz, Öl und Bremsflüssigkeit, Beleuchtungsanlage, Heizung, Boiler und Gebläse müssen einsatzbereit sein. Zusätzlich ist zu prüfen, ob Bordbatterie und Lichtmaschine voll leistungsfähig und die Stromkabel frostsicher sind. Wischergummis sowie Dichtgummis an Fenstern und Türen tut eine Reinigung vor dem Start in den Urlaub gut.
Tipp: Denken Sie auch an die Routenplanung! Nicht alle Strecken sind in der kalten Jahreszeit für Campingmobile geeignet. Natürlich sollte die Fahrt nur mit montierten Winterreifen und einem Satz Schneeketten im Gepäck angetreten werden.
Herzstück Heizung
Ist es draußen frostig, wird die Heizung zum Herzstück des Urlaubs. Bei den meisten Modellen läuft sie mit Propangas, da Butan bei Minusgraden nicht verwendet werden kann. Eine Elf-Liter-Flasche hält etwa drei Tage. Ist kein Gasfüllstandanzeiger in die Bordelektronik integriert, helfen Gaswaage oder Gaschecker, die Vorräte regelmäßig zu prüfen. Komfortabler ist ein Duo-Control-Anschluss für zwei Gasflaschen. Ist eine leer, schaltet das Gerät automatisch auf die volle Flasche um – so muss nachts niemand in der Kälte wechseln.
Einige Campingplätze leisten den Service, Gasflaschen vor Ort aufzufüllen und zu tauschen, oder verlegen sogar eine Gasleitung bis zum Stellplatz. Nicht vergessen: Auch wenn es die wohlige Wärme vorübergehend mindert, ist gelegentliches Stoßlüften wichtig für ein gesundes, nicht zu feuchtes Raumklima.
Wasser- und Stromversorgung
Viele Freizeitmobil-Hersteller bieten Winterpakete mit isolierten, elektrisch beheizbaren Abwassertanks und isolierten Leitungen am Unterboden an. Wer nicht über eine solche Ausstattung verfügt, sollte darauf achten, die Wasserleitungen an seinem Wohnmobil oder -wagen frostfrei zu halten – spezielle Heizbänder helfen beim Enteisen. Bei unbeheizten, nicht isolierten Abwassertanks empfiehlt es sich, das Grauwasser direkt in einem Eimer aufzufangen und mit etwas Frostschutzmittel das Gefrieren des Wassers zu verhindern. Ins Waschbecken gegeben, schützt Gefrierschutzmittel Leitungen.
Die Bordbatterie sollten Wintercamper möglichst schonen, da sie im kalten Zustand weniger Strom liefert. Zudem ist der Verbrauch höher, weil Lampen, Radio und Fernseher häufiger genutzt werden. Deshalb ist es generell sinnvoll, das Mobilheim möglichst durchgehend an den Landstrom anzuschließen. Dann kann auch der Kühlschrank mit externem Strom laufen, um Gas für die Heizung zu sparen.
Schutz gegen Kälte
Unangenehme Zugluft kann den Winter-Campingspaß schnell zunichte machen. Um Kältequellen zu eliminieren, bietet der Fachhandel verschiedene Lösungen an. So lässt sich die schlecht isolierte Fahrerkabine bei Alkovenmodellen, wo die Fahrersitze nicht Teil des Wohnraums sind, mit einem Thermovorhang vom restlichen Bereich abtrennen. Bei Teilintegrierten erfüllt diese Funktion eine Thermohaube oder -folie, die von außen über die gesamte Fahrzeugfront gezogen wird. Bei Campingbussen können spezielle Isolierungen für die Hecktüren und das Aufstelldach Kälte abhalten.
In allen Fahrzeugtypen helfen Thermomatten, den Wärmeabfluss über die Fenster einzudämmen. Sinnvoll ist auch eine Winterabdeckung für den Kühlschrank, über dessen Gitter sonst viel Kaltluft in den Wohnbereich dringt. Denken Sie zudem an eine Thermoschutzplane für den Staukasten, in dem die Gasflaschen stehen. Denn wenn die Klappe zufriert, sind diese nicht mehr zugänglich. Ebenso muss die Anhängevorrichtung bei Wohnwagen vor Eis geschützt werden.
Empfehlenswert für Wintercamper ist ein Vorzelt – nicht nur als Plus an Stauraum, sondern auch als Klimaschleuse, die den Wohnbereich zusätzlich isoliert sowie vor Schnee und Nässe schützt. Speziell für den Winter konzipierte Vorzelte haben ein steil nach vorn abfallendes Dach, sodass Neuschnee schnell abrutscht.
Helfer am Stellplatz
Am Stellplatz helfen ein paar einfache Regeln und Werkzeuge, Stress zu vermeiden. So sollte beim geparkten Wohnmobil nur der Gang, nicht die Handbremse eingelegt werden. Achten Sie allgemein darauf, Kabel so zu verlegen, dass sie nicht festfrieren und beim Schneeräumen nicht beschädigt werden können. Apropos Schnee: Ein paar Zentimeter auf dem Dach dienen der Isolation. Größere Mengen müssen jedoch entfernt werden, damit der Druck nicht zu groß wird. Zudem ist täglich zu kontrollieren, ob das Kaminrohr der Heizung durch Schnee oder Eis blockiert wird. Warme Arbeitshandschuhe, ein Eiskratzer mit Teleskopstange, eine Leiter sowie Handfeger und Schaufel erleichtern diese Aufgaben. Wenn die Corona-Auflagen es erlauben, steht so einem ganz besonderen Winterurlaub mit der Natur vor der Tür nichts im Weg.
Titelfoto: Knaus Tabbert GmbH