22.09.2021 Jessica Blank

Alles neu und grün? So lief die erste IAA Mobility

Automobilausstellung, größte Fahrradmesse, „Happening“ oder doch eher ein Flop? Anfang September startete in München das neue Format der ehemaligen Auto-Show IAA, die nun IAA Mobility heißt – begleitet von Protesten. Wir haben ein paar Eindrücke gesammelt, wie das Konzept, das sich über die Innenstadt und das Messegelände verteilte, ankam.


Groß waren Kritik und Skepsis im Vorfeld der IAA Mobility. Groß waren auch die Planungen für die Protest-Gegenveranstaltungen. Groß sollte das „Happening“ aus Sicht der Macher werden. Was die neue Automobilausstellung am neuen Standort München letztlich war: eine Mischung aus alledem. Medienecho gab es – im Vergleich zur „alten“ IAA in Frankfurt – nicht gerade in Massen.

Viel Beachtung fanden die Klimaaktivisten, IAA-Gegner und Sternradler auf Demofahrt nach München. Klar, da waren ein paar Lebensmüde, die sich waghalsig von Autobahn­brücken abseilten, den Verkehr lahmlegten und so gegen die Automobilindustrie wetterten. Es zeigten sich aber auch friedliche Aktivisten, die sich in den Brunnen vor der Messe stellten, ihre Meinung kundtaten und freiwillig vor Kälte wieder herauskamen. In den Riemer Messehallen standen unterdes hauptsächlich Autos mit elektrischem Antrieb im Rampenlicht. Darunter  utopische Studien von Modellen, die es sicher niemals auf die Straße schaffen werden. Außerdem waren die namhaften Hersteller bei Weitem nicht so zahlreich vertreten wie sonst bei der IAA üblich.

Dafür füllten einige Unternehmen aus der Fahrradbranche einen Teil der Messehallen mit ihren Neuheiten. Im Vorfeld wurde die IAA deshalb als größte Fahrradmesse gehandelt. Dem war aber nicht so. Während ein Teil der automobilen Aussteller sich davor fürchtete, dass die Fahrräder ihnen den Rang ablaufen könnten, ging es den Zweiradunternehmen ähnlich. Branchenkenner berichteten davon, dass sich die Velo-Hersteller nicht ausreichend wahrgenommen gefühlt hätten gegenüber den PS-starken Gefährten. Auch auf den offiziellen Fotos des Verbands der Automobilindustrie (VDA) als Veranstalter der Messe spielten Fahrräder nur eine geringe Rolle. Hier kam der Vorwurf des „Greenwashing“ ebenso auf wie bei den IAA-Gegnern, die das neue Konzept keineswegs als Messe für eine grüne Mobilitätswende sahen.

Und dann waren da noch die sogenannten Open Spaces. Jene Flächen in der Münchner Innenstadt, die der Öffentlichkeit frei zugänglich waren – solange die Corona-Auflagen eingehalten werden konnten. Jene Flächen, die bei manchen Einheimischen nur für Kopfschütteln oder sogar Ärger wegen Verkehrsbehinderungen oder Lärmbelästigung sorgten. In den Medien ließen einige verlauten, dass sie doch lieber ein Oktoberfest gehabt hätten. Dennoch sei das Konzept von den Besuchern so gut angenommen worden, dass die maximale Besucherzahl an vielen Ständen oft ausgelastet gewesen sei, berichtete der Veranstalter in einer Pressemitteilung. Insgesamt hätten 400.000 Menschen während der ganzen Woche teilgenommen. Von einem „mutigen Schritt, der von den Besucherinnen und Besuchern belohnt wurde“, sprach Hildegard Müller, Präsidentin des VDA.

Grüne Blue Lane

Neben den Open Spaces führte die Blue Lane durch München, eine Test-Fahrspur, auf der nur umweltfreundliche – weil elektrisch betriebene oder mit mehreren Personen besetzte – Fahrzeuge unterwegs sein durften. Ob sich alle Verkehrsteilnehmer daran hielten? Die Polizei verzichtete auf Kontrollen, war sie doch ausreichend mit den Demonstranten und Aktivisten beschäftigt.

Ausprobieren konnten die Besucher der IAA Mobility auch Fahrzeuge wie E-Bikes, E-Scooter und auch E-Autos. Die außergewöhnlichen Modelle, hinter deren Steuer man als Otto Normalverbraucher sonst nicht kommen würde, sollen schnell ausgebucht gewesen sein. Nicht so schnell ausgebucht waren hingegen die Tickets, mit denen nicht nur der reine Messebesuch gewählt, sondern auch Fachvorträge live wie online angehört werden konnten. Ob die Online-Nutzerzahlen mit in die Gesamtzahl der Teilnehmer einflossen, geht aus der VDA-Mitteilung nicht hervor.

Die IAA Mobility versuchte sich an einem vielschichtigen Konzept, das anscheinend mal mehr, mal weniger gut ankam. Überzeugt davon waren auf jeden Fall die Macher, die bereits direkt nach Messeende die nächste Auflage in München für September 2023 ankündigten. Ob es dann wirklich richtig grün wird und alle glücklich werden? Wohl eher nicht.                

Titelfoto: SP-X/Mario Hommen


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