01.10.2018 Jessica Blank

Vorschriften für Winterreifen

Ein Berg mit einer Schneeflocke – das ist seit 1. Januar 2018 das verpflichtende Alpine-Symbol für neu produzierte Winterreifen. Wir klären die wichtigsten Fragen zum Thema.


Neu produzierte Winterreifen müssen über das Alpine-Symbol verfügen. Die M+S-Kennzeichnung reicht alleine nicht mehr aus. Foto: jozsitoeroe - stock.adobe.com

Das M+S-Symbol hat seit 1. Januar 2018 ausgedient. Wie müssen Winterreifen nun gekennzeichnet sein?

Um einen Reifen als wintertauglich zu deklarieren, reicht das M+S-Symbol nicht mehr aus. Alle Winter- und Ganzjahresreifen, die ab 1. Januar 2018 produziert wurden, müssen das Alpine-Symbol – eine Schneeflocke in stilisiertem Berg – an der Reifenflanke vorweisen.

Müssen bereits gekaufte Winterreifen, die nur ein M+S-Symbol tragen, ausgetauscht werden?

Nein. Reifen, die vor dem Stichtag produziert wurden und nur das M+S-Symbol haben, dürfen noch lange gefahren werden: bis 30. September 2024. Viele Winter- und Ganzjahresreifen tragen allerdings schon seit ein paar Jahren beide Symbole.

Kann man alle Reifen mit dem Alpine-Symbol bedenkenlos kaufen?

Das Alpine-Symbol belegt, dass der Reifen seine Qualität bei einem Bremstest auf Schnee unter Beweis stellen musste. Die Leistungen von Winterreifen auf unterschiedlichen Untergründen variieren jedoch stark je nach Hersteller. Deshalb empfehlen wir immer einen Blick, in unseren Reifentest in Kooperation mit der AUTO ZEITUNG (s. Auto&Reise 10/2018).

Ändert die neue Verordnung etwas an der bestehenden Winterreifenpflicht?

Nein, die situative Winterreifenpflicht bleibt weiterhin bestehen. Laut Straßenverkehrsordnung darf ein Kraftfahrzeug bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- und Reifglätte nur mit Reifen gefahren werden, die mit dem Alpine-Symbol als Winterreifen gekennzeichnet sind. Damit das Auto nicht stehen bleiben muss, empfehlen wir aber, ab einer Außentemperatur von dauerhaft sieben Grad oder weniger Winterreifen aufzuziehen.

Erlischt der Versicherungsschutz bei einem Unfall, wenn bei winterlichen Straßenverhältnissen keine Winterreifen aufgezogen sind? Und welche Strafen drohen?

Der Haftpflichtversicherer kann möglicherweise einen Teil der Schadensumme zurückfordern, weil er grobe Fahrlässigkeit unterstellt. Auch in der Kaskoversicherung kann es aus diesem Grund zu Leistungskürzungen kommen. Außerdem werden ein Bußgeld von mindestens 60 Euro und ein Punkt im Verkehrszentralregister fällig, wenn man gegen die Winterreifenpflicht verstößt. Kommt es durch diesen Verstoß zu einer Behinderung, erhöht sich das Bußgeld auf 80 Euro, bei einer Gefährdung sogar auf 100 Euro. Bei einem Unfall drohen 120 Euro. In jedem Fall erhält der Verkehrsteilnehmer einen Punkt in Flensburg.

Gibt es eine Winterreifenpflicht für Motorräder?

Motorräder sind seit 31. Mai 2017 von der Winterreifenpflicht ausgenommen. Grund dafür ist, dass kaum Winterreifen für motorisierte Zweiräder auf dem Markt sind. Bei winterlichen Straßenverhältnissen sind Fahrer von einspurigen Kraftfahrzeugen jedoch verpflichtet, vor Antritt der Fahrt zu überprüfen, ob die Fahrt wirklich notwendig ist oder das Ziel auch mit anderen Verkehrsmitteln zu erreichen wäre. Sollte der Wintereinbruch während der Fahrt kommen, müssen diese Verkehrsteilnehmer einen Abstand zum Vordermann halten, der mindestens der Hälfte des auf dem Tacho angezeigten Zahlenwertes in Metern entspricht. Außerdem dürfen Sie nicht schneller als 50 km/h fahren, falls nicht eine geringere Geschwindigkeit vorgegeben ist.

Welche Profiltiefe empfiehlt der ARCD bei Winterreifen?

Gesetzlich vorgeschrieben sind 1,6 Millimeter Profiltiefe. Der ARCD empfiehlt aus Sicherheitsgründen allerdings mindestens vier Millimeter, damit sich das Profil mit seinen Lamellen noch gut mit der Fahrbahnoberfläche verzahnen kann.

Was muss man beim Reifendruck beachten?

Zu wenig Reifendruck bedeutet gleichzeitig weniger Fahrstabilität, höherer Verschleiß und längerer Bremsweg. Deswegen sollte der Reifendruck optimal eingestellt werden. Ist der Reifendruck zu hoch, fährt sich der Pneu schneller ab, da er nur mit der Mitte der Lauffläche die Fahrbahn berührt. Durch die geringere Haftfläche verlängern sich die Bremswege, die Kurvenstabilität und der Komfort verschlechtern sich. Den vom Hersteller empfohlenen Reifedruck findet man im Tankdeckel, am Türrahmen oder in der Betriebsanleitung.

Braucht jedes Auto ein Reifendruckkontrollsystem?

Fahrzeuge, die nach dem 1. November 2012 neu typgenehmigt und solche die nach dem 1. November 2014 erstmalig zugelassen wurden, müssen ein Reifendruckkontrollsystem (RDKS) an Bord haben. Seit 20. Mai 2018 gilt gemäß einer erneuerten EU-Richtlinie ein nicht funktionierendes RDKS als erheblicher Mangel bei der Hauptuntersuchung (HU).


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