06.11.2023 Jessica Blank

Wintercheck fürs Fahrrad

Minusgrade, Eis und Schnee halten viele sonst so begeisterte Radler im Winter davon ab, sich auf ihr Velo zu schwingen. Doch mit der richtigen Vorbereitung kann jedes Fahrrad der kalten Witterung trotzen. Wir erklären, wie Radfahrer ihr Gefährt fit und sicher machen können und welche Bereifung sich bei glatter Fahrbahn eignet.


Fahrradfahren im Winter ist vielleicht nichts für jedermann. Doch jedes Fahrrad ist absolut wintertauglich, wenn man es entsprechend pflegt und wartet. Wer auch in der kalten Jahreszeit nicht auf sein umweltfreundliches Fortbewegungsmittel verzichten möchte, unterzieht es einfach einem Wintercheck.

Vorab noch zwei Tipps für den Alltag: Fallen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt, sollte das Fahrrad überdacht abgestellt werden. Noch besser wäre es in Keller, Garage oder Haus aufgehoben. Doch Vorsicht: Das Velo sollte nicht zu heftigen Temperaturschwankungen ausgesetzt werden. Das heißt etwa, wenn es zu Hause wärmer geparkt wird als am Arbeitsplatz. Dann kann sich Kondenswasser in den Hohlräumen sammeln, welches das Metall angreift. Noch ein simpler Trick für schwierige Straßenverhältnisse: Den Sattel etwas niedriger einstellen, damit der Fahrer den Boden leichter mit den Füßen erreicht und so Sicherheit in wackligen Situationen bekommt.

Vier Komponenten

Für den Wintercheck empfehlen die Experten vom Pressedienst-Fahrrad einen Vierklang aus Kette, Licht, Bremsen und Reifen.

  • Kette: Wasser, Matsch und Salz sind im Winter Gift für die Fahrradkette. Um Rost am Antriebsstrang zu vermeiden, sollte die Kette regelmäßig geölt und gereinigt werden. Sonst könnten weitere Antriebsteile beschädigt werden oder es könnte gar die Kette reißen. Für die Wartung rät der Pressedienst-Fahrrad zu ei-nem wasserabweisenden und hoch-viskosen Kettenöl, das auch bei Regen und Schnee an der Kette haften bleibt und bei Minusgraden nicht einfriert. Zusätzliche Schutzwirkung bringt ein spezielles Kettenwachs. Weniger wartungsintensiv sind Räder mit Riemenantrieb. Dieser kommt ohne Schmierung aus und muss nur mit Wasser gereinigt werden. Auch Rahmen und Teile müssen im Winter vor Rost geschützt werden. Ein Spezialöl kann dafür auf Schraubverbindungen, Seilzüge und Schaltwerk aufgetragen werden.
  • Licht: In der dunklen Jahreszeit ist die Beleuchtung das A und O. Diese muss § 67 der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) entsprechen. Demnach muss der Front-Scheinwerfer so eingestellt sein, dass er den Gegenverkehr nicht blendet. Eine Anleitung, wie man das Licht richtig einstellt, gibt es auf der ARCD-Website unter https://www.arcd.de/magazin/fahrrad/fahrradlicht-richtig-einstellen/.
  • Bremsen: Bei schnee- und eisglatter Fahrbahn ist es natürlich noch wichtiger, dass die Bremsen einwandfrei funktionieren. Damit Radler beim Anhalten auf rutschigen Straßen nicht ins Schleudern geraten, sollten sie den Untergrund immer genau im Blick haben und die Bremskraft vorsichtig dosieren. Die Bremsbeläge müssen dafür noch ausreichend Gummi haben. Lässt sich der Bremshebel bis an den Griff heranziehen, sollte man den Bowdenzug oder bei Hydraulikbremsen den Kontaktpunkt nachstellen.
    Die Einkerbungen auf den Belägen von Felgenbremsen sollten noch erkennbar sein. Scheibenbremsen benötigen mindestens eine Bremsbelagdicke von 1,5 Millimetern, empfiehlt der Pressedienst-Fahrrad. Hydraulische Bremsen müssen einmal im Jahr entlüftet werden – am besten in der Fachwerkstatt.
  • Reifen: Im Winter ist es sinnvoll, den Luftdruck der Reifen zu reduzieren. So bekommt der Reifen mehr Auflagefläche und dadurch eine bessere Traktion auf Schnee und Eis. Der minimale Reifendruck, der auf der Flanke angegeben ist, sollte allerdings nicht unterschritten werden.
    Wer auf Nummer sicher gehen will, kann im Winter auch die Reifen wechseln. Zur Wahl stehen Spikereifen, Lamellen- bzw. Allwetterreifen. Für alle Straßenverhältnisse in Herbst und Winter eignen sich Allwetterreifen. Das Profil mit seinen vielen Rillen meistert auch Schneematsch. Sofern vorhanden sorgt ein durchgehender Mittelsteg für ein leichtes Abrollen. Gröbere Stollen an den Seiten schaffen Halt auf unbefestigten Wegen. Außerdem wurde die Gummimischung von Allwetterreifen speziell auf niedrige Temperaturen ausgelegt.
    Wenn es richtig eisglatt wird, sind Spikereifen unschlagbar. Sie sind bei Fahrrädern und Pedelecs bis zu 25 km/h erlaubt. Die Spikes verzahnen sich mit dem eisigen Untergrund und verhindern ein Ausbrechen des Rades. Spikereifen werden mit möglichst geringem Luftdruck gefahren. Grundsätzlich gilt: Je eisiger der Untergrund, desto mehr Spikes. Allerdings haben diese Reifen auch den Nachteil, dass der Rollwiderstand auf eisfreier Fahrbahn deutlich höher ist als bei normalen Reifen. Sie fallen zudem durch ein lautes Fahrgeräusch auf. Möglich wären als Alternative auch breitere Mountainbike-Reifen mit mehr Profil, falls es der Rahmen des Fahrrads zulässt. Es sollte immer noch genug Freiheit im Rahmen und in der Gabel bleiben, damit Schnee und Matsch den Durchlauf nicht hemmen.     

Gut vorbereitet und gerüstet könnten sich also auch winterscheue Radler bedenkenlos auf ihr Velo wagen.   


Titelfoto: www.pd-f.de/Luka Gorjup | Lux Fotowerk


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