27.05.2020 Christian Enz

Große Welt der kleinen Steine

Gerade einmal 20.000 Einwohner zählt Günzburg. Die ehemalige Landeshauptstadt Vorderösterreichs liegt im Schatten des Ulmer Münsters und vor den Toren der mächtigen ehemaligen Freien Reichsstadt Augsburg. Hier im Herzen des Schwäbischen Barockwinkels ging es lange Zeit beschaulich zu. Doch heute zählt Günzburg zu den wichtigsten touristischen Zielen Bayerns. Dafür sorgt das LEGOLAND Deutschland.


Im Jahr 1932 gründet der dänische Tischlermeister Ole Kirk Christiansen ein Unternehmen zur Herstellung von Holzspielzeug. Zwei Jahre später kreiert er den Markennamen Lego – eine Verkürzung des dänischen Begriffs "leg godt". Dies heißt soviel wie "spiel gut" und ist ab sofort Programm. Im Jahr 1949 wird dann die Produktion von farbigen Kunststoff-Quadern aufgenommen. Dank Noppen auf der Oberseite lassen sich dies zusammenstecken. Eigentlich eine Idee von Hilary Fisher Page aus den 1930er Jahren. Doch die hat nur das Patentrecht für Großbritannien erworben. Also können die Dänen das Design übernehmen und weltweit vermarkten. Es wird ein Exportschlager und die in Billund ansässige Tischlerei mausert sich zum bis heute größten Spielwarenhersteller der Welt. 

Am 7. Juni 1968 gelingt dann, wovon Computerspieleprogrammierer bis heute träumen – aus Spielzeug wird Realität. In Billund, der Heimatstadt von LEGO, öffnet das erste Legoland seine Pforten.

Legoland Deutschland virtuell

Die Idee ist so einfach wie genial. Aus unzähligen Legosteinen werden echte Welten gestaltet. Dazwischen Fahrgeschäfte und Spielplätze wie in einem herkömmlichen Freizeitpark. Ein Konzept das bei Klein und Groß gleichermaßen ankommt und aus dem Legoland Billund in kurzer Zeit die meistbesuchte Touristenattraktion Jutlands werden lässt.

Angesichts des Erfolgs kommt schnell die Idee auf, auch in Deutschland einen solchen Park einzurichten. Im Frühjahr 1973 ist es dann soweit. In Sierksdorf an der Ostsee, unweit vom deutschen Lego-Standort Hohenwestedt, eröffnen Investoren das erste Legoland Deutschland. Über 28 Mio. Legosteine werden dort zu einer begehbaren Spielzeugwelt zusammengefügt. Vom malerischen Rüdesheim am Rhein bis zum futuristischen New York gibt es viel zu entdecken. Allerdings nur bis 1976, dann ist schon wieder Schluss. Die Besucherzahlen haben auf Dauer nicht ausgereicht um die hohen Lizenzgebühren an den Spielzeughersteller zu erwirtschaften. Das Legoland Deutschland wird aufgelöst und zum Hansa-Park umgestaltet.

Erst dreißig Jahre später gibt es einen neuen Anlauf. Diesmal nimmt Lego die Fäden selbst in die Hand und errichtet in Günzburg ein neues Legoland Deutschland. Der Standort ist nicht zufällig gewählt. Vielmehr sind die Dänen, wie einst schon die Römer, von der verkehrsgünstigen Lage begeistert. So entsteht das neue Legoland direkt an der Nord-Süd-Autobahn A7 und der West-Ost-Autobahn A8. Auf diese Weise ist es in kurzer Zeit aus der Metropolregion Stuttgart zu erreichen. Ebenso von der Metropolregion München und der Metropolregion Nürnberg. Auch Urlauber aus dem Allgäu können Dank kurzer Fahrzeit auf einen Sprung vorbei kommen. Und sie tun es auch.

Inzwischen kommen jährlich über 1,3 Mio. Menschen auf das 140 Hektar große Areal. Entsprechend dem ursprünglichen Konzept gibt es auch in Günzburg wieder verschiedene, mit Liebe zum Detail gestaltete Themenbereiche. Allein die Nachbildung der Allianz Arena ist mit 30.000 Legofiguren besetzt, die mit aufwändigen Lichteffekten zum Leben erweckt werden. Wer es beschaulicher liebt flaniert durch Venedig oder schaut auf eine Tasse Kaffee bei König Ludwig II. in Schloss Neuschwanstein vorbei.

Wer sich die Zeit bis zu seinem nächsten Besuch im Legoland Deutschland versüßen möchte, kann den Park jetzt auch virtuell besuchen.

Legoland Deutschland virtuell

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