10.07.2023 Wolfgang Sievernich

Hund im Auto: Hitze wird zur Todesfalle!

Für Hunde können sommerliche Temperaturen im Innenraum eines Autos innerhalb kurzer Zeit schnell gefährlich werden.


Anfang Juni 2022 parkte ein Wanderer sein Auto auf einem Parkplatz in Mittenwald in der Sonne, öffnete das Fenster um einen Spalt und ließ seinen Hund im Fahrzeug zurück. Später entdeckten Passanten das leidende Tier und verständigten die Polizei. Obwohl die Beamten noch die Scheibe des Autos einschlagen konnten und den Hund aus der Hitze befreiten, verstarb dieser kurz darauf.

Wer schon mal bei sommerlichen Temperaturen  einige Zeit in einem abgestellten Fahrzeug verbringen musste, weiß,  wie schnell es im Inneren ungemütlich warm werden kann. Amerikanische Forscher vom Department of Meteorology & Climate Science fanden heraus, dass sich der Fahrzeuginnenraum bei einer Außentemperatur von 24 Grad Celsius innerhalb von zehn Minuten auf 34 Grad erhitzt. Nur mal kurz zum Bäcker, zur Post oder in den Supermarkt zu gehen, kann für ein zurückgelassenes Tier im Auto zur quälenden Geduldsprobe werden, insbesondere wenn sich die Abwesenheit verzögert. Denn schon nach einer halben Stunde steigen die Temperaturen im Innenraum auf über 40 und nach einer Stunde auf fast 50 Grad. Bei höheren Außentemperaturen kann sich der Innenraum sogar geradezu wie in einer Sauna aufheizen.

Hecheln zur Kühlung

Für Hunde ist Hitze gefährlich: Sie besitzen nur wenige Schweißdrüsen an den Pfoten und kühlen hauptsächlich durch Hecheln ab. Besonders ältere und kurznasige Hunde wie Möpse überhitzen leichter.

Die oberen Atemwege sind infolge der gezüchteten Nasenform verkürzt, was die Wärmeaustauschfläche verringert. Dadurch können solche Hunderassen selbst bei niedrigeren Temperaturen durch Hecheln schlechter abkühlen.

 

Nach der Rettung muss ein Hund in den Schatten gebracht werden. Er sollte lauwarmes oder leicht kühles Wasser trinken. Auch wenn sich der Hund erholt, muss er danach zum Tierarzt. Foto:stock.adobe.com/© manushot
Das Einschlagen einer Autoscheibe sollte nur das letzte Mittel darstellen, um einen Hund aus einem aufgeheizten Innenraum zu befreien. Foto:stock.adobe.com/© tinadefortunata

Auch wenn es gesetzlich nicht verboten ist, Hunde im Fahrzeug zurückzulassen, sollten Hundehalter im Sommer besser darauf verzichten. Ist es doch unumgänglich, sollte zumindest auf kühle Regentage, die frühen Morgen- und späten Abendstunden oder die Nacht ausgewichen werden.

Wann ein Hund überhitzt, lässt sich an verschiedenen Symptomen erkennen: starkes Hecheln, Nervosität, Apathie, Bewegungsstörungen, glasiger Blick, Übelkeit, Erbrechen und Bewusstlosigkeit. Wird der Hund nicht vor der Hitze gerettet, sind irreparable Organschäden oder Herzstillstand die Folge. Wer sein Tier fahrlässig im Auto lässt, kann zudem wegen Tierquälerei angezeigt werden. Die Ordnungswidrigkeit zieht Geldstrafen von bis zu 25.000 Euro nach sich.

Aber dürfen Passanten einen unter Hitze leidenden Hund kurzerhand selbst aus einem Pkw befreien und eine Scheibe einschlagen? Ja und nein. „Das Einschlagen einer Autoscheibe stellt grundsätzlich eine Sachbeschädigung dar. Der Fahrzeughalter könnte durch Erstattung einer Strafanzeige gegen den ‚Retter‘ ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren veranlassen“, schränkt ARCD-Vertragsanwalt Christian Aldebert ein. Allerdings sei es nach Paragraf 34, Strafgesetzbuch erlaubt, eine nicht abwendbare Gefahr für Leib und Leben mit angemessenem Mittel abzuwenden – hierzu zählt auch die Rettung von Hunden.

Dennoch sollte das Einschlagen einer Scheibe nur die letzte Option darstellen. Passanten sollten zuerst versuchen, den Halter ausfindig zu machen. Danach sind Polizei und Feuerwehr zu informieren. Wichtig sind Zeugen, da der Retter bei eigenem Handeln vor Gericht nachweisen muss, dass sich der Hund in einer Notlage befand. Nur dann geht er straffrei aus und ist für den Schaden nicht haftbar zu machen.
 

Titelfoto:stock.adobe.com/©  Rico Löb


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